Ausflüge mit Garf und Romelda Brown

September 2007

Vorgeschichte

 

Wie in unserem Freundeskreis allgemein bekannt ist, gehen wir in unseren Sommerferien an der South Shore von Mainland Nova Scotia – der Provinzhälfte, die nicht Insel ist, sondern mit einem kleinen Landsteg an New Brunswick klebt – im Atlantik schwimmen. Wir haben präzise Kriterien im Kopf, unter welchen Umständen Schwimmen "möglich" ist.

 
Situationsanalyse 1

Den genauen Wetter-Wind-Wasser-Entscheidungs­algorithmus übersichtlich aufzuschreiben, hat sich allerdings als unausführbar erwiesen. Jedenfalls ist ein wichtiges Hilfsmittel im Entscheidungsprozess unser hellblaues Badethermometer, auf dem man die Temperatur in Grad Fahrenheit und Grad Celsius ablesen kann. Die Füsse sind der erste und schnellste Temperaturfühler, doch trauen wir ihren Rückmeldungen immer noch weniger als dem, was das Thermometer queck-silbrig auf weiss anzeigt.

 

 

 

Die Baderoutine läuft wie folgt ab: 12 Kilometer gemächlich-langsame Fahrt auf der kurvigen Küstenstrasse, dem wunderschönen Lighthouse Route, an den Strand von Beach Meadows; Auto abstellen; Surfsocken, Sonnenbrille, Handtücher und Thermometer über die Sanddüne tragen; mit dem Thermometer zum Wasser rennen; Füsse und Thermometer ins Wasser stecken; Entscheidung fällen.

 
Strandzugang

  
Situationsanalyse 2

 

 

Die Wassertemperatur ändert schnell, und manchmal ist es nur für wenige Stunden "warm", also wenigstens 12 Grad Celsius. Manchmal stehen oder schwimmen Einheimische in ihren Kleidern im Meer.

 

 

 

Im September 2004 werden wir nach der Wassertemperatur gefragt. Der Mann versteht sogar Angaben in "neuer Messung" (Celsius hat Fahrenheit 1970 offiziell ersetzt), während sonst ältere Leute nur "alte Temperatur" verständlich finden. Seiner Begleiterin und ihm begegnen wir noch einige Male und wechseln jeweils einige Worte – übers Wetter und so. Die Düne, die den Strand säumt, schaut völlig anders aus als 2002. Wir erfahren, dass durch den schlimmen Hurrikan im September 2003 – in jenem verregneten (!!!) Jahr, in dem wir nicht in Nova Scotia waren – die Düne elf Meter Tiefe verlor.

 

 

 

September 2005 werden wir angesprochen: You are the folks from Switzerland, aren't you, I recognized you because of the thermometer. Unsere Bekannten vom Vorjahr kommen an den Strand, wenn sie unser Auto sehen, soviel ist klar, und dass sie von einem Cottage "da hinten", von irgendwo in Strandnähe mit Sicht auf den Parkplatz, herkommen, hatten sie andeutungsweise gesagt.

 

 

 

September 2006: Wir sind am Strand, und bald darauf sind sie auch am Strand.

 
Lisanne und Stephan

 
Romelda und Garf

Sein Bruder, der den Parkplatz gut einsieht, habe gemeldet: The Swiss are back again.

 
Robert's Aussicht

Wir messen die Wasser­temperatur, gehen gemeinsam schwimmen, machen Strandspaziergänge. Viele Gemeinsamkeiten treten zutage über Politik, Essen, Zufriedenheit, Freundschaft, Umwelt, Klima und beispielsweise in der konkreten Frage: Wer ausser uns vier hier am Strand von Beach Meadows kauft all die wunderbaren frischen Früchte, Salate, Gemüse im Supermarkt, wo wir bei anderen Leuten doch nur Junk Food in gigantisch dimensionierten Verpackungen orten können? Wir werden zum einem Drink eingeladen. Scotch or rum? Garfield und Romelda Brown: Zum Namen kommen Ansätze einer Biografie: Romelda ist aus New Brunswick, wo sie auch leben, Garf ist aus Nova Scotia, von der South Shore, und das Cottage ist das alte Badehaus der Familie. Jeden September sind sie da, weil dann, in der hurricane season, der Atlantik am wärmsten ist.

 

 

 

September 2007: Dieses Mal suchen wir sie direkt im Cottage auf, Schwimmen endet jeweils mit einem Drink im Cottage.

 
Cottage

Das ist allerdings nicht oft der Fall, denn 2007 geht, ganz im Gegensatz zu 2006, in die Annalen nicht als Badejahr ein.

 
Situationsanalyse 3

Garf denkt darüber nach, welche Schätze er uns zeigen wird, dieses Jahr und – so es uns beschieden ist, wie er es formuliert – wenn wir wieder zusammen kommen. Trotz seiner langen Jahre in New Brunswick ist er seiner South Shore-Heimat eng verbunden. Er kennt alle und alles; seine Geschichten und Geschichtskenntnisse reichen Jahrhunderte zurück – genau bis 1620, als sein Vorfahr Peter Brown(e) mit der Mayflower in der Neuen Welt ankam. Garf führt uns zu Buchten und Stränden, die wir noch nie betreten haben. Meistens waren wir mindestens einmal in der Nähe, in anderen Fällen sind wird bisher einfach auf der Strasse daran vorbeigefahren.

 

 

 

1. Ausflug am 4. September 2007

 

Beach Meadows Beach

 

Garfs Bruder Robert wohnt mit seiner Lebensgefährtin vielleicht 100 Meter vom Beach Meadows Beach entfernt, gleich neben dem Cottage. Seit dem Tsunami Dezember 2004 fürchten sie das Wasser und beobachten das Meer genau. Der Markt für meeresnahe Häuser ist damals eingebrochen, viele Häuser mit dem Standortmerkmal "Waterfront" stehen zum Verkauf.

 

 

 

Schon beim Hurrikan 2003, der am schlimmsten in der Halifax-Gegend tobte, war das Wasser vom Strand über die flache Düne, die Fahrstrasse und das Waldstück bis an das Haus von Robert und das Cottage von Garf geschwappt. Eines Nachts war es laut geworden ums Cottage herum, und der Schein der Taschenlampe habe sich vor dem Haus gespiegelt, wo sonst Rasen ist.

 
Cottage-Zufahrt

Das Cottage stand als Insel im Wasser der Marsch hinten und des Atlantiks vorne, und Enten schwammen darum herum. Das war, als die Düne 11 Meter Tiefe verlor und Coca-Cola-Flaschen aus den 1960er-Jahren im Dünenrand auftauchten.

 

 

 

Wie viel seither vom weggespülten Sand zurückkam, kann man nicht erkennen. Jeden Winter werden die Holzstege und Treppenabgänge zum Strand in der Länge angepasst; die neue Holzfarbe verrät dies noch im Sommer. Goldruten, Dünengras und Leguminosen überwachsen beharrlich die abgebrochenen Dünenränder; nach zwei Jahren ist alles wieder "ganz normal".

 
Beach Meadows-Düne

Ausserdem kann auch eine Vollmondflut mit nachfolgendem Sturm wie im September 2007 den eben noch glatten sanft abfallenden kilometerlangen Sandstrand in eine Landschaft aus Abhängen, Bächen, Seen und Inseln umgestalten.

 
Beach Meadows-Vollmondflut

 

 

Milton

 

Garf und seine Geschwister sind in Milton geboren, einem sehr hübschen kleinen Ort am Mersey River. Ihr Geburtshaus steht noch rechts beim Dorfeingang am Weiher. Achtzehn Zimmer hat(te) das Haus für die achtköpfige Familie. Die mittlerweile 93-jährige Mutter hat immer in Milton gelebt. Robert schaut alle Tage nach ihr. Garf besucht sie im September auch jeden Tag. Das heutige Haus der Mutter liegt am Fluss. Manchmal kommen Seehunde so weit den Mersey hinauf, dass man sie vom Haus aus sehen kann. Garf erzählt vom Schwimmen, Rafting und Eislaufen auf dem Mersey. In seiner Kindheit und Jugend hat er jedes Gewässer am South Shore durchschwommen, alle Flüsse und fast jede Meeresbucht.

 

 

 

In Milton lebt sonst niemand von der Familie. Eine Schwester von Garf ist in Australien. Ein Bruder wohnt in New Brunswick allein in einem Waldhaus mit Teich und räuchert selbst geangelte Forellen. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann mit staatlicher Auszeichnung für nachhaltige Forstwirtschaft. Die nachhaltige Forstwirtschaft hat nichts mit Landschaftsschutz oder Sinn für die Schönheit der Wälder zu tun, sie ist wirtschaftlich begründet. Irving Oil, einer der Grossen im Petrol Business und Grössten in der Holzwirtschaft, hat Kosten und Ertrag der gängigen Holzschlagmethoden untersucht: Auf einen brauchbaren Baum, der "à la canadienne" geschlagen wird, werden 110 Bäume zerstört. Jetzt ist man bestrebt, den Schaden zu begrenzen und nennt es Nachhaltigkeit. Nein, kein Sinn für Schönes, meint Romelda über ihren Schwager, und gepflegte Kleidung für eine Familieneinladung fände er auch übertrieben: "Für Fischsuppe ziehe ich keine Krawatte an".


Liverpool / Milton / Beach Meadows

 

 

Port Mouton, Sanddüne, Wobamkek Beach

 

Garf ist knapp 70. In seiner Kindheit war Schnee am South Shore unbekannt, und auch die heute üblichen heftigen Fröste ab Dezember sind eine neuere klimatische Erscheinung. Was Garf uns zeigen will, das ist eine Düne mit ganz hellem Sand, es soll der hellste Sand von ganz Nordost-Amerika sein. Die Düne erhebt sich dort, wo wir sie betreten, hinter einem Wäldchen und steigt nach kurzem flachen Zugang recht steil an. Sie ist schwach mit Dünengras befestigt. Der steile Dünenpfad führt hinunter zum Wobamkek Beach – kilometerweit weisser Sand, blaues Meer, kleine Inseln, ein Südseeparadies ohne Palmen.

 
Port Mouton-Düne 1

  
Port Mouton-Düne 2

 

 

Die Strandbesucher kommen vor allem von der anderen Seite daher, vom Carters Beach. Dazu müssen sie den Carter oder Tripps River (es gibt in den Überlieferungen manchmal mehrere Namen fürs Gleiche) überqueren, der bei Hochwasser ziemlich viel Wasser führen kann.

 
Carter River

Ihre Picknickausrüstungen tragen sie einen oder eineinhalb Kilometer an den Ort, an dem wir an den Strand kamen. Wie sie mit ihren Picknickausrüstungen jeweils wieder durch den Fluss zurückkommen zu ihren Autos hinter dem Carters Beach, haben wir nicht herausgefunden.

 

 

 

Das Meerwasser ist glasklar, stachlige Seeigel und lebendige Sanddollars

 
Sanddollar lebend

sind darin zu sehen. Wenige abgestorbene weisse Sanddollars und unzählige Seeigelskelette liegen im Sand. Eine kleine Halbinsel markiert den Knick zum Carters Beach hin. Nicht weit im Meer draussen eine winzig kleine Insel, Massacre Island (so benannt, weil Indianer dort eine ganze Schiffsbesatzung Franzosen massakrierten), mit totem Wald. Garf sagt, die Bäume stürben an den Exkrementen der Kormorane, die hier eine Kolonie bilden, und der Graureiher. Über die Bucht hinweg sieht man Port Mouton mit der neuen Fischfabrik, draussen im Meer die Käfige für die Seeforellenzucht.

 

 

 

In Port Mouton und Umgebung haben die Bewohner Protestschilder vor den Häusern angebracht, weil sie Umweltschäden durch die Fischzucht befürchten. Der Hafen von Port Mouton ist derzeit der am stärksten bewirtschaftete Fischereihafen in Nova Scotia. Warum die Fischzucht so tief in die Bucht verlegt wurde bzw. werden durfte, ist tatsächlich nicht klar.

 
Port Mouton-Hafen

 

 

Garf erzählt von Schiffswracks. Eine Fähre, die nach der Überholung in der Werft von Port l'Hébert auf dem Weg zurück nach Pictou war, ging hier unter. Einige Kriegsschiffe, die in Kriegszeiten aus Sicherheitsgründen zu nahe der Küste entlang fuhren, scheiterten an den tückischen Untiefen. Für ein Schiff hatte Garf die Erlaubnis, während eines Jahres zu tauchen und Schiffsfracht zu heben. Er kann aber nicht tauchen. Ein Arzt, der es konnte und eine Ausrüstung hatte, war sehr interessiert. Garf fand ihn aber nicht vertrauenswürdig, und so verfiel die Erlaubnis ungenutzt. Garf erzählt auch, dass die Düne am Cartes Beach einstmals 80 Fuss hoch war. Heute ist sie nur noch halb so hoch - sie wurde früher zum "Skifahren" benutzt.

 

 

 

Bear Hole

 

Bear Hole, eine breitere Stelle des Broad River, die man sehr gut vom Highway sehen kann, ist die dritte und letzte Station von Garf's Sightseeing-Tour. Das Auto lassen wir am Highway stehen und wandern durch den Wald 300 oder 400 Meter.

 
Broad River 1

  
Broad River 2

Im Wald lebten früher Indianerfamilien. Der Fluss ist an der Stelle, an der wir schwimmen sollen, mit weissem Schaum bedeckt, gesundheitlich unbedenkliches Tannin, wie Garf versichert.

 
Broad River 3

Wir gucken in die weiss-braune Brühe, aber weil Garf schon drin ist und Romelda auch keinen Augenblick zögert, da drin schwimmen zu gehen, machen wir mit.

 
Broad River 4

Man bleibt gesund dabei! Man muss sich vorsichtig bewegen, weil im fast undurchsichtigen braunen Wasser (weiter oben fliesst es über oder durch Torflager) überall Felsen heraufragen. Die Schwimmbewegungen verwirbeln den Schaum.

 

 

 

Früher wurde Holz geflözt. Das Flussbett wurde mit den Steinen verbaut, damit die Holzflöze bremsten und sich an dieser Stelle, die ja recht nahe beim Eintritt ins Meer ist, fingen. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man noch einen Biberbau und auch sonst im Wald immer wieder vom Biber gefällte Bäume. Den Biber hat man eingefangen und woanders hin gebracht, weil man seine Staudämme nicht will!

 

 

 

2. Ausflug am 16. September 2007

 

Broad Cove - Petite Riviere

 

Wir machen es so, wie man es hier macht, wenn die Strecke einen Kilometer übersteigt: Wir fahren mit zwei Autos. Eines bleibt in Petite Riviere. Zu viert fahren wir im zweiten Auto nach Broad Cove zurück und beginnen unsere Wanderung dort.

 
Broad Cove-Kirchen

Wir haben ein kleines "Picknick" vorbereitet – Riesen-Cashews aus Montreal, Jameson Whisky, Wasser.

 
Picknick

Die Wanderzeit muss sich nach den Gezeiten richten, weil ein Bach am Weg liegt, der sich halbwegs trocken nur bei Ebbe durchqueren lässt. Der Weg führt durch den Wald, über groben Schotter am Wasser entlang und am Schluss über eine Düne. Dort stehen grosse Schilder mit der Bitte, die fragile Landschaft nicht zu verletzten. Dünen sind nämlich ein bevorzugter playground von Leuten mit lauten kleinen Strandfahrzeugen, von Leuten also, deren Aufmerksamkeit der "Piste" gilt und eindeutig nicht den Schildern.

 

 

 

Der Wanderweg war früher die Strasse zwischen Broad Cove und Petite Riviere, als man mit Ochsen- und Pferdekarren, allenfalls mit einem hochbeinigen Automodell, mit einem Ford T beispielsweise, unterwegs war. So langsam wie wir laufen, weil es viel zu sehen gibt und Garf viel zu erzählen weiss und alle unsere Fragen beantworten kann, brauchen wir über drei Stunden für eine Strecke, die auf der heutigen Autostrasse 6 Kilometer lang ist.

 
Broad Cove-Wanderpfad

 
Broad Cove Garf

  
Fluss-Queren 1

  
Fluss-Queren 2

  
Broad Cove Bekassine

  
Petite Riviere 1

  
Petite Riviere 2

 

 

In Petite Riviere kommentieren Garf und Romelda fast jedes Haus – weil sie persönliche Begegnungen mit Bewohnern hatten, weil das Haus früher jemand aus Garf's Familie gehörte oder weil beim Hurrikan 2003 der Sand vom Meer bis an die Veranda gespült wurde. Neue Granitstelen säumen die Strasse, es geht das Schreckgespenst um, ein Tsunami in Nova Scotia sei nur eine Frage der Zeit ...

 

 

 

3. Ausflug am 18. September 2007

 

Dipper Creek, The Clam Flats

 

Am Lighthouse Route, auf dem Gebiet von Brooklyn, gibt es meeresseitig eine Stelle, an der man auf einen grünen Teich sehen kann, in dem schwarze Enten schwimmen. Die Wasserfläche ist geschlossen grün von an Nährstoffen reichen Wasserlinsen (duck wheat) überzogen, und die Enten sitzen bewegungslos in diesem grünen Teppich. Wir haben uns oft gefragt, ob da jemand Lockenten aus Kunststoff befestigt hat. Irgendwann schien uns, dass es doch gewisse Veränderungen in der Entenbesetzung gibt und die Enten echt sein müssen. Tatsächlich sind sie sehr echt und überaus wachsam.

 
Black Ducks 1

 

 

Es sind American Black Ducks, die stark bejagt werden wegen ihres fein schmeckenden Fleisches. Der Teich ist ihr Tischleindeckdich, in dem ihre Vorzugsnahrung duck wheat in einer Schnabellänge Entfernung den ganzen Sommer zum Fressen bereit ist. Wenn die Enten nicht fressen, dann schlafen sie - im Wasser oder auf morschen im Wasser schwimmenden Holzstämmen. Garf erklärt, dass man diese Enten im Gegensatz zu den Sea Ducks nicht vor dem Braten blanchieren muss (eine Massnahme, um den Trangeschmack loszuwerden) und dass er sie auf unterschiedliche Arten zubereitet – auf Cape Island-Art (das Rezept im Originalton findet sich in der Nachgeschichte) oder à l'orange beispielsweise. Im Vogelführer steht, dass diese Entenart durch Dezimierung ihrer Habitat und durch Bleivergiftungen schon sehr gefährdet war. Die Bleivergiftungen kommen davon, dass sie in beliebten Jagdgebieten beim Fressen zu viel Bleischrot schlucken, weshalb der Vogelführer (teureren) Stahlschrot empfiehlt.

 

 

 

Grasränder säumen den Teich, Mischwald ist nachgewachsen, nachdem das Land hier nicht mehr bewirtschaftet wird. Im Rücken die Strasse nach Brooklyn und Liverpool, die man sofort vergisst, wenn man ein paar Schritte ins hohe Gras setzt, um am Teich vorbei den Strand zu erreichen. Der Teich wird vom Dipper Creek gespeist, der in die Bucht führt - the Clam Flats, wie die Einheimischen sie wegen der grossen Muschelbänke nennen. Die Enten haben wir aus ihrem grünen Wasserlinsenbett aufgeschreckt, sie fliegen alle aufs Meer hinaus. Dort sehen wir sie wieder, nachdem wir über ein Kieselband an den grobkörnigen Sandstrand gelangt sind. Gegenüber liegt Fralic Cove, das unser zweites Ausflugsziel sein wird.

 
Black Ducks 2

  
Black Ducks 3

  
Clam Flats 1

  
Clam Flats 2

  
Clam Flats 3

 

 

Wir wandern weiter durch ein Stück Wald auf einem Pfad, der einmal die Strasse nach Brooklyn war. Auf einer Karte aus dem Jahre 1976 mit Daten aus dem Jahre 1974 ist dieser Pfad als ganz normale Küstenstrasse eingezeichnet.

 

 

 

Damals lebte hier ein altes Ehepaar, und es stand ein Wohnhaus mit zwei Nebenhäusern, wo jetzt nur noch Fragmente einer Wand erkennbar sind und der Brunnen, aus dem ein Baum aufragt.

 
Wohnhausreste

 
Coffin Island Lighthouse

Garf kannte die Leute gut. Der Mann sei ein netter Kerl gewesen, der jeweils seine ganze ausbezahlte Rente vertrank. Als sie alt waren, sind sie Mitte der 1970er-Jahre nach Brooklyn gezogen und dort gestorben. Hundert Jahre zuvor hatte hier die Neal-Familie, eine Familie freigelassener Skaven, gelebt. Garf erklärt uns das alles, während wir aus dem Wald heraus an einen neuen Strand kommen. Er klettert einen Felsen hinauf und unter Bäumen hindurch. Mit ausholenden Gesten, wie ein Architekt beim Beschreiben des künftigen Objekts, erklärt er, wie das hier früher ausgesehen hat.

 
Garf ausholend

  
Garf kletternd

Es sei ein schöner Wohnort gewesen, mit den Muschelbänken und reichlichem Hummervorkommen im Meer, mit Wald und zwei oder drei winzigen Stränden, alles sozusagen ganz privat. Rechts um die Ecke ist die Hafeneinfahrt nach Liverpool.

 

 

 

Von zwei Schiffsuntergängen in dieser Bucht bzw. Hafenzufahrt erzählt uns Garf. Ein Schiff ist ganz nahe beim Strand um 1897 untergegangen. Man kennt weder den Namen des Schiffes noch weiss man, warum es sank und niemand überlebte. Garf kannte den Arzt aus Milton, der die Totenscheine ausgestellt hatte. Der Arzt hatte berichtet, die Toten seien bis zur Unkenntlichkeit vestümmelt gewesen. Man hat sie auf dem Friedhof von Brooklyn bestattet Das andere Schiff ist ein französisches, das 1778 Kriegsmaterial für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an Bord führte. Das nach dem französischen Marineminister "Duc de Choseral" benannte Schiff wurde in der Hafeneinfahrt nach Liverpool von einem englischen Kriegsschiff manövrierunfähig geschossen und sank, nachdem es auf Felsen aufgelaufen war. Getaucht darf nach den Schiffen nicht werden, es handle sich hier um meeresarcheologisch wertvolles Gebiet, meint Garf.

 
Black Ducks 4

 

 

Fralic Cove

 

Hier waren wir schon einmal vor einigen Jahren fast, hatten allerdings statt der Hafenzufahrt die Zufahrt zu einem Privatgrundstück erwischt. Garf kennt die Leute und die Verwandtschaft und was alle tun oder taten: Das Privatgrundstück gehört dem Dr. Morash, dessen Bruder am Lighthouse Route den grossen Hof mit Garten und Ställen unterhält mit Hunden, Pferden, Hühnern, Enten, Lamas. Der dritte Morash-Bruder (sie stammen von eingewanderten Hugenotten ab) war früher Mitglied des Kabinetts der neuschottländischen Regierung.

 
Fralic Cove

 

 

In der Fralic Cove standen einstmals Fischerhütten und eine Fischfabrik, die nie rentierte und um 1955 nach langem Hin und Her endgültig aufgegeben wurde. Heute erinnert nichts mehr daran. Ein paar Hütten gibt es noch, zwei Boote liegen am Strand. Eines davon ist ein Rettungsboot. In der Mitte der Bucht ist ein Boot versenkt; über die Wasserlinie ragen nur die Spieren von Heck und Bug. Hierin wird Irish Moss aufbewahrt, die Seetangart, aus der man Verdickungszusätze für Lebensmittel und Kosmetika bereitet.

 
Lobster Cages

 

 

Eagle Head Beach

 

Auch hier waren wir schon in der Nähe, aber nie richtig dort. Eagle Head Beach ist ein breiter Strand mit Sicht übers Meer zum Eagle Head Warf. Weit draussen glänzen die Köpfe von Seals. Der Wind weht rau. Der Strand scheint ein bevorzugtes Ziel der hierzulande in den vergangenen zwölf Monaten geradezu sprunghaft angewachsenen Hundebesitzerpopulation zu sein. Wir vermuten eine Public Health-Empfehlung des Provinzgesundheitsdienstes, weil Nova Scotia in Bezug auf Übergewicht und Fettleibigkeit in Kanada Platz 2 nach Neufundland belegt und weil epidemiologisch nachgewiesen wurde, dass wenig Bewegung sehr viel besser ist als gar keine.

 
Eagle Head

Eagle Head wurde kurz nach Lunenburg als deutsche Siedlung gegründet, verfügt für hiesige Verhältnisse also über eine sehr, sehr lange Geschichte.

 

 

 

Vor der Abreise

 

 
im Cottage

  
kein Badewetter

  
Abschied

 

 

 

 

 

 

Winter 2007

 

Romelda berichtet zu Weihnachten: "This year has been a lot colder and more snow than we have had for the last two to three years.  The Bay froze on December 6 - which is very early.  Beach Meadows took a bad hit with a recent storm (Oct. I think)  15 meter waves - coming in to the parking lot.  Ripped out the Salmon cages.  Did a lot of damage to many roads on the South Shore.  Robert has had to remove snow 5 times already and last year had flowers blooming at this time.  What a difference!"

 

 

 

Nachgeschichte

 

Garf's Entenrezept vom 24. Dezember 2007

'"CAPE ISLAND DUCK DRESSING"

 

Serves 6

Oven 350

3 hours

 

16 carrots

1 1/2 slices turnip, 1/2 " thick

1 medium parsnip

1 slice bread

1 small onion

 

Put above through meat chopper or food processor.

 

2 heaping tablespoons brown sugar

1/2 tsp. salt

1/4 tsp. pepper

3 cups water

 

Mix all ingredients in a large bowl.

Fill the duck cavity loosly.

Put remaining dressing around duck.

 

Put in 350F oven for 3 hours, covered for the first 1 1/2 hr.

Water may be added if dressing becomes too dry.

 

Good with duck, goose, pork, rabbit or chicken

 

Receipt came from Etta E. Wood who got it from her mother who got it from her mother.

 

We are very happy to send it along to you and hope you enjoy.